Von Sinspelt und seiner Geschichte (Chronik von Sinspelt).

Dort, wo die Enz der rechte Nebenfluß der Prüm, nach einem windungs reichen Lauf durch ein Enges Tal, von Neuerburg her kommend, den Islek verläßt, liegt Sinspelt mit seinen etwa 110 Häusern.

Der Ort hat sich durch die verkehrsgünstige Lage an der Grenze zweier natürlichen Landschaften (Islek und Bekow) zu einem bedeutendem Verkehrsknotenpunkt entwickelt und wird vielfach auch das „Tor zum Islek“ genannt.

Die B50 Vianden/Lux. – Bitburg, die einzige durchgehende West-Ost-Verkehrslinie im Kreis Bitburg-Prüm, kreuzt hier die Landstraße Irrel-Neuerburg, sodaß Sinspelt am Schnittpunkt der wichtigsten Verkehrsstrecken der Südwesteifel liegt.

Von der nordöstlichen des Ortes gelegenen Höhe, dem „Sinspelter Berg“ hat man eine herrliche Aussicht über das Dorf und seine Umgebung.

Das enge Schiefertal hat sich südlich des Dorfes in eine breite, fruchtbare Talebene geöffnet, in der sich etwa 3km weiter die Häuser von Mettendorf sichtbar machen.

Die schroffen, kargen, meist mit Ginster und Eichenlohwald bewachsenen Schieferhänge gehen hier über in sanft abfallende Hänge mit fruchtbaren Feldern, Wiesen und Buchenwäldern.

Die landschaftlich reizvolle Lage und die Freundlichkeit der Menschen haben den kleinen Ort zu einem tourisischen Anziehungspunkt gemacht. Naturliebhaber finden hier vieloe schöne Wander- und Spazierwege, die ihn hinausführen in die Schönheit und Ruhe dieser Landschaft.

Über die Entstehung des Ortes läßt sich geschichtlich nichts Genaues sagen. Um 500 v. Chr. Stand hier vermutlich schon eine keltische Siedlung. Diese Annahme hat ihre Berechtigung durch einen sehr wert-vollen Fund aus dem Jahre 1918. Auf der Anhöhe unterhalb der Sinspelter Mühle, also ungefähr zwischen den Häusern Wolter und Schuh, fand damals „Mielisch Haani“ (Johann Reuter) einen kostbaren Bronze-Halsreif (jetzt im Landesmuseum Trier), einen blauen und einen gelben Glasring sowie zwei Bronze-Armbänder. Dieser Fund stammte aus einem Grab der Kelten die in den Jahrhunderten v. Chr. Unser Gebiet besiedelten und ihren Stammesmittelpunkt auf dem Ferschweiler Plateau hatten.

Schon in der Römerzeit war SINSPELT ein Straßenknotenpunkt.

Die Hauptstraßen der Römer in der Eifel liefen über die Höhenrücken zwischen den Flüssen, also in der Süd-Nord-Richtung.

Im Gebiet des heutigen Kreises Bitburg-Prüm waren es besonders die Straße Trier-Köln über Bitburg und die Straße Echternach-Arzfeld über Freilingen und Obergeckler.

Die Verbindungsstraße von Westen nach Osten führte Damals schon wie heute über Sinspelt.

Die Landschaft ließ hier, im Gegensatz zu den verkehrsfeindlichen Steilhängen des Islecks, die Anlage von Straßen in der West-Ost-Richtung zu. Zu jener Zeit stand hier ein römisches Landhaus, eine römische Villa. Sie wurde „Simonis Villa“ genannt, und von ihr hat der Ort dann seinen Namen erhalten.

Die Siedlung lag im Südosten des heutigen Dorfes auf der Linkenseite der Enz, dort wo die Felder „im Bruch“ in den Hang der Lascheider Höhe übergehen.Matthias Fandel fand in der Nähe dieser Stelleum das Jahr 1900 beim Pflügen ein römisches Gräberfeld mit Tonvasen, buntfarbigem Glas und goldenen Ohrringen. Dieses Gräberfeld mit seinen kostbaren Beigaben ist der Beweis für die einstige Existenz der „Simonis Villa“

Die erste urkundliche Erwähnung findet unser Dorf im Jahr 1435.

Es wird da in der Reihe der Fillialen der Großpfarrei Mettendorf als „Sinsfeld“ aufgezählt (1478: Sintzpel, 1539: Synnspelt).

Vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bestand der Oret aus drei Bauernhäusern, die im Südwestteil des heutigen Dorfes lagen.

Es waren dies der „Koos-Hof“,der „Theis-Hof“ und der „Hiwels-Hof“.

Der Ort gehörte zur Pfarrei Mettendorf und zur Meierei Geckler.

Grundherr war also der Graf von Vianden, dem Zehnte und Fronfdienste zu leisten waren.

Das für SINSPELT zuständige Grundgericht leitete der Meier von Geckler, das Mittelgericht war in Mettendorf und das Hochgericht, das über Leib und Leben entschied, war dem Viandener Grafen vorbehalten.

Ein Feuerstättenverzeichnis aus dem Jahre 1656 (Im Staatsarchiv zu Luxemburg) gibt folgendes an: Seit 7 Jahren 2 Häuser verfallen, die Erben sind in fremden Landen. Noch ein Haus bewohnt.

Schuhmachers, Theis, Ackersmann.

Es waren schwere Zeiten, die unsere Heimat damals durchstehen mußte. Kriegsscharen durchzogen immer wieder plündernd und brandschatzend das Land, der Hunger war täglischer Gast und die Pest raffte in wenigen Tagen ganze Familien dahin. Von den drei Sinspelter Stockhäusern war nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch eins vorhanden.

Im Jahr 1714 kamen die Niederlande, zu denen auch das Herzogtum Luxemburg mit der Grfschaft Vianden und damit auch Sinspelt gehörte, zu Österreich-Habsburg. Vorher hatten die Niederlande seit 1558 unter der Herrschaft der Spanier gestanden. Diese spanische Zeit fast ununterbrochen Not- und Kriegszeit: auf den Jahrzehnte dauernden Freiheitskampf der Niederlande gegen die Spanier folgte bald der Dreißig-jährige Krieg, nach diesem kamen wiederum 30Jahre lang die Kriege Ludwigs XIV, und einige Jahre später folgte der Spanische Erbfolge-Krieg (1701-1714).

Mehr als 150 Jahre fand unsere Heimut keine Ruhe, die Truppen hinterließen Zerstörung, Not und Elend. Man aß Haferbrot mit Stroh vermischt.

Die österreichische-habsburgische Zeit brachte endlich unserer Heimat wieder bessere Tage.

Sie war die „goldene Zeit“ des Bitburger Landes, und sie ließ auch Sinspelt aufblühen.

Die Zahl der Häuser nahm zu, es wurde Wald gerodet ond Ödland urbar gemacht.

Ein Besitzverzeichnis aus dem Jahre 1777 gibt uns darüber Auskunft.

In Sinspelt stehen danach 8 Häuser, und seine Gesamtwirtschaftsfläche hat sich seid dem Jahre 1615 um das sechsfache vergrößert. Die Einwohnerzahl des Dorfes steigt nun ständig: Sinspelt hat im Jahr 1803:117, im Jahr 1858:231, im Jahre 1925: 259 und im Jahre 1959: 338 Einwohner.

1794 besetzten französische Revolutionstruppen das ganze Linksrheinische Gebiet. Sinspelt gehört nun zu Frankreich. Die Grafschaft Vianden wird aufgehoben und die Leibeigenschaft abgeschafft. Der Bauer wird frei auf seinem Hofe. Allerdings sind Steuern und die zu leistenden Kriegsabgaben für die französischen Truppen so hoch, dass sich das Land seiner Freiheit nicht sonderlich freut.

Als dann die wehrfähigen Männer noch zum Kriegsdienst un der französischen Armee gezwungen werden, kommt es auch in unserem Gebiet zu offener Empörung gegen die neuen Herren.

Ihren Höhepunkt hatten diese Unruhen in dem unglücklichen Arzfelder Klöppelkrieg (1798)

Nach der Niederwerfung Napoleons kam Sinspelt zum Kreis Bitburg und wurde so preußisch (1815, Wiener Kongress).

Seit 1947 gehört es zum Bundesland Rheinland-Pfalz. Die wohl schrecklichsten Tage seiner Geschichte erlebte SINSPELT im zweiten Weltkrieg
Vom 17. September 1944 bis zur Eroberung durch die Amerikaner am 23.und 24. Februar 1945 lag der Ort fast ständig unter Artilleriebeschuss und Jagdbomberangriffen. Seine günstige Lage im Schnittpunkt kriegswichtiger Straßen wurde dem kleinen Dorfe zum Verhängnis. Es kam Mitte Dezember 1944 die Rundstedtoffensive, ein letztes, aussichtsloses Aufbäumen Hitlers gegen seine nicht mehr abzuwendende Niederlage. Im Gegenschlag brachten die Amerikaner durch ihre schweren Bombenangriffe furchtbares Leid über unsere Heimat. Auch SINSPELT erlebte
seinen schwarzen Tag. Am Vormittag des ersten Weihnachtstages 1944 brausten mehrere viermotorige Bomber von Westen her in Richtung SINSPELT. Die Bevölkerung ahnte nicht das geringste ihres bevorstehenden Schicksals, denn bisher hatten die schweren Bomber stets nur
große Ziele angegriffen und die kleinen Orte verschont. Aber diesmal fielen weiße Rauchsäulen, die Zeichen zum Bombenabwurf, und unmittelbar darauf erschütterte für einige Sekunden ein entsetzliches Krachen und Beben das Enztal. Etwa 70 bis 80 Bomben hatten besonders den süd-
westlichen Ortsteil, die „Groscht“, getroffen. Eine riesige, grau-schwarze Rauch- und Staubwolke stieg dort empor und verfinsterte die Sonne. Ein grauenvoller Anblick bot sich hier dar: vollkommen zerstörte Häuser, Trümmer, Verschüttete, Verwundete und Tote. Unvergessliche Schreckensweihnachten waren das! Allein im Hause Berg gab es sechs Tote, die Mutter mit fünf Kindern. Anhaltende Jaboangriffe erschwerten die Rettungsbemühungen ungemein. Der größte Teil der verängstigten Bevölkerung flüchtete in den „Bunker“, das ist ein in Schieferfelsen
gehauener, rund 50 m langer und etwa 1,80 m hoher und breiter bomben-sicherer Durchbruch oberhalb der Sinspelter Mühle, durch den das ge-staute Enzwasser in den Mühlenteich geleitet wird. Hier erwarteten die Sinspelter wie in einem feuchten, dumpfen und lichtlosen Verlies voller Bangen und Hoffen das Näherrücken der Front und das Ende der Kampfhandlungen.

Am 23. und 24. Februar 1945 gelang es dann den Amerikanern nach Widerstand der deutschen Truppen zu brechenschweren Kämpfen den und den Ort zu erobern.

Gerade in diesen letzten Kampftagen hatte SINSPELT noch weitere schwere Zerstörungen zu erleiden. Besonders schlimm in Mitleidenschaft gezogen waren die Häuser in der Umgebung der unteren Straßenkreuzung. Die obere Enzbrücke wurde kurz vor dem Abzug der deutschen
Soldaten gesprengt, und das Schulgebäude brannte völlig aus. Nach dem Ende der Kämpfe mußten alle Dorfbewohner noch weitere drei Wochen in dem feuchtkalten „Bunker“ ausharren.
Von den Kriegsschäden ist heute nicht mehr viel zu sehen. Fast alle zerstörten Häuser sind wieder aufgebaut und viele neue Häuser dazu gekommen. Ein neues Schulgebäude wurde errichtet. Seit 1957 hat SINSPELT einen eigenen Friedhof, und es braucht seine Toten nicht mchr in Mettendorf zu beerdigen.

Am 31. Mai 1959 aber feierte das Dorf einen der schönsten Tage in seiner Geschichte: Die unter großen Opfern und Mühen in beispie1hafter dörflicher Gemeinschaftsarbeit errichtete Kapelle wurde eingewiehen und ihrer Bestimmung übergeben. Der 31. Mai wird von nun an die eigene Sinspelter Kirmes bestimmen, denn „Maria, Königin des Friedens“ ist die Schutzpatronin der Kapelle und des Ortes. Mögen auf ihre Fürsprache die Glocken, die damit zum erstenmal in der langen Dorfgeschichte erklingen, dem Ort und seinen Bewohnern stets Frieden verkünden.

 

 

Weitere Chronik über den Ursprung der ersten Ansiedlung in der Keltenzeit bis zum Jahre 1960: